Stadtchronik Seelow
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Die Ortsgeschichte der Gemeinde Zernickow
Zur Geschichte der Stadt Seelow gehört auch die Geschichte der ehemaligen Gemeinde Zernickow, heute ein
Ortsteil von Seelow, südöstlich gelegen in Richtung Lietzen.
Aus der Zeit der Völkerwanderung vom 4. – 6. Jahrhunderts wurden Körpergräbern in Zernickow gefunden.
Eine direkte Siedlung wurde nicht gefunden. Damit kann man davon ausgehen, das Zernickow mit der
Kolonisation des Lebuser Landes im 13. Jahrhundert gegründet wurde. Vergleicht man Zernickow mit anderen
Dörfern, die in dieser Zeit gegründet wurden, sind Ähnlichkeiten der Flächengröße zu erkennen. So hatte
Zernickow 20 Hufen. Die einzelnen Siedler hatten 2 – 3 Hufen erhalten und der Schulze oder die Kirche bekamen
einen mehr.
Im Lebuser Stiftsregister von 1405 ist die erste schriftliche Erwähnung der Hufen Aufteilung in Zernickow und des
Eigentums des Bistum Lebus .
Zernickow hatte von Anfang an zur Seelower Kirchengemeinde gehört. Zacharias Hentschel und seine Frau aus
Zernickow ließen 1678 einen Kelch anfertigen, den sie der Seelower Kirche schenkten.
Von der Geschichte sind sehr wenige Überlieferungen vorhanden, so dass man auf die umliegenden Dörfer und
Städte zurück greifen muss. Der 30 - Jährige Krieg von 1618 bis 1648, genauso schrecklich und leidensvoll
gewesen wie in Seelow.
Das Dorf muss auch fast menschenleer gewesen sein und die Bewohner haben sich, wie auch ihre
Nachbargemeinden im Oderbruch Schutz gesucht. Zu dieser Zeit war es noch dicht bewachsen und versumpft.
Der Friedhof der Gemeinde liegt an der Straße nach Lietzen, links am Berg und ist seit einigen Jahrzehnten nicht
mehr in Gebrauch.
Am 27. Juli 1803 früh um 6 Uhr brach ein Brand beim Bauer Michel Albrecht aus. Dieser konnte in kurzer Zeit
gelöscht werden. Eine Feuerwache blieb zur Kontrolle an dem Schutt und der Asche zurück. Trotz alledem brach
das Feuer am 1. August 1803 um 20 Uhr wieder aus. Das ganze Lehngut brannte nieder, dazu griff das Feuer noch
auf die Höfe von Lorenz Steffen, den Krügers Peter Müller und Gottlieb Müller über. Vielen Probleme hatten die
Bauern bei dem Aufbau und die
Begleichung der Schulden für den Wiederaufbau ihrer Gehöfte, die sich bis ins Jahr 1914 hinzog.
Dazwischen war der Französisch- Deutschen Krieg 1806 und die Besetzung durch die Franzosen, was auch für die
Zernickower mit vielen Abgaben und Spanndienste für die Franzosen, sowie mit Not, Elend und Unterdrückung
verbunden war.
Schon vor den Deutschen Befreiungskriegen 1813 –1815 bzw. danach begannen viele Veränderungen im Leben der
deutschen Bevölkerung, unter anderem mit der Einführung der Stein’schen Reformen, dann der Abschaffung der
Hofdienste, die Bruch- und Höhenseparation.
Mit Bildung des Lebuser Kreises 1816, kam es zu tiefgreifenden Veränderungen in der Verwaltung und den
Behörden.
So wurde im April 1817 der Regierungsbezirk Frankfurt an der Oder in Feuer – Polizei Bezirke aufgeteilt, zum
Neunten – Distrikt gehörte unter anderem das Vorwerk Seelow und Zernickow, unter dem Kommissar des
Amtmann Hermann vom Vorwerk Seelow. 1836 kam es zur einer erneuten Aufteilung der Distrikte.
Aus dem Jahr 1821 wird der Dorfschulze Mischke erwähnt. Weitere Gemeindevertreter und Gerichtsmänner für
Zernickow sind von 1930 bekannt, Gemeindevorsteher Landwirt Albert Steffen und die Gerichtsmänner
Oberlandjägermeister i.R. Emil Weis und der Landwirt Otto Mielke. 1934 wurde der Landwirt Hubert Glanz
Gemeindevorsteher.
Die Einwohnerzahl war im Jahre 1897 127 Einwohner und der Flächenumfang betrug 443 Hektar.
Auf der Gemarkung befindet sich der Weinberg, welcher früher den Bischofen den Wein lieferte und stets zu
Seelow gezählt wurde. Im Jahre 1643 hielt sich der Kurfürst Friedrich Wilhelm in Seelow auf und hat bei einem
Ritt durch die Seelower Feldmarkt den Weinberg verwildert vorgefunden. Die Langsower und Werbiger Kossäten
hatten die Dienste dafür, aber durch den 30‘ig jährigen Krieg wurde die Pflege des Weinberges vernachlässigt.
Darauf hin Befahl der Kurfürst Friedrich Wilhelm am 24. April 1643, der Seelower Bürgerschaft die Pflege des
Weinberges zu übernehmen.
Bei der Volksabstimmung im August 1934 waren in Zernickow 73 Wahlberechtig.
Zur Gründung einer Feuerwehr kam es am 18. Dezember 1935, im Beisein des Kreiswehrmeisters Römer, dem
Oberbrandmeister Koppin, dem Sozitätsinspektor Boldt und dem Gemeindevorstehers Glanz. Der Löschtrupp
hatte die Stärke von 12 Mann. Truppführer war der Bauer Kurt Hertwig. Die Ausbildung lag in den Händen vom
Brandmeister Thiede aus Friedersdorf und dem Truppführer Kurt Hertwig.
Am 03. November 1936 wurde das Dorf an das zentrale Wasserleitungsnetz der Stadt Seelow angeschlossen.
Innerhalb von 5 Wochen wurden die 800 Meter lange Wasserleitung vom Kleinbahnhof verlegt und ein Hydrant am
Dorfpfuhl aufgestellt. Bei diesen Arbeiten stieß man in 70 cm tiefe auf ein altes Straßenpflaster.
Eine weiter technische Neuerung hielt am 04. Januar 1838 mit der elektrischen Straßenbeleuchtung in Zernickow
Einzug.
Seit Gründung des Dorfes Zernickow stand immer eine Enge Verbindung zur Stadt Seelow. Gemeindeverwaltung
und Standesamtlich wurde es mit über Friedersdorf verwaltet, Kirchlich und Schulisch gehörte es zu Seelow.
Im Jahre 1939 wurde das Dorf Zernickow in die Stadt Seelow eingemeindet.
Auch noch in den 70ìger Jahren wurde immer noch von Seelow Ortsteil Zernickow gesprochen. Erst mit den
80’iger bzw. 90’iger Jahren wurde die räumliche Trennung zwischen Zernickow und Seelow, durch den Bau von
Eigenheimen überwunden.