Stadtchronik Seelow
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Schweizerhaus Seelow
Nach der Bruch- und Höhenseparation 1839 in Seelow, bei der die Seelower Loosen entstanden, bauten die Bürger
auf ihren neuen Grundstücken außerhalb der Stadt eine neue Wirtschaft auf. Zu dieser Zeit, um 1850, wurde auch
das Schweizerhaus gebaut. Der Name Schweizerhaus bezieht sich auf die Berufsbezeichnung dem „Schweizer“ und
ist abgeleitet vom Kuhpfleger, Melker.
Die Stadt hatte am Bruchrand freie Weideflächen, die von den Bürgern entsprechend ihres Standes genutzt werden
konnten. Dafür waren zeitweise sechs Hirten angestellt, um das Vieh der Bürger zu hüten. Da das Hochtreiben des
Viehes auf die Höhe sehr anstrengend für den Hirten und auch das Vieh war, konnte nun nach der Separation das
Schweizerhaus am Fuß der Höhen gebaut werden.
Bis zum Kauf durch Hugo Simon 1919 war das Schweizerhaus nur von einer Familie bewohnt. Mit dem neuen
Besitzer begann die Erweiterung durch Ankauf und Pachtung von Land. Danach erfolgte der Ausbau des
Schweizerhauses zu einer Musterlandwirtschaft und den Simonschen Anlagen. Die Gestaltung der Anlagen zeigt die
Handschrift des Lehrers und Gartenbaudirektors Kutta aus Berlin, der vom Frühjahr 1923 bis April 1938 im
Schweizerhaus tätig war. 1924 wurde nach dem Vorbild des Weimarer Goethehauses ein ähnlich aussehendes
Wohnhaus errichtet.
Eine weitere große Leistung war es, den Ausbau in der Inflationszeit zu realisieren, was nur mit den finanziellen
Mitteln des privaten Bankhauses von Hugo Simon möglich war.
Hugo Simon erfüllte sich mit dem Schweizerhaus einen Lebenstraum und trat den Beweis an, eine moderne
Landwirtschaft zu dieser Zeit betreiben zu können. In seinem unveröffent-lichten Buch über sein Leben, geht er
kurz auf das Gut ein.
Nach der Flucht von Hugo Simon aus Deutschland wurde das Schweizerhaus vom preußischen Staat beschlagnahmt
und bis zur Versteigerung 1936 staatlich verwaltet.
Nach der Versteigerung übernahm das Staatliche Versuchsgut Landsberg an der Warthe das Schweizerhaus und
benannte es um in „Staatliches Versuchsgut Oderbruch“. Gegen Ende des Krieges ist die japanische Botschaft 1944
hierher aus dem zerbombten Berlin ausgelagert worden.
Den Angriff der Sowjetarmee 1945 auf die Seelower Höhen hat das Schweizerhaus fast unbeschadet überstanden.
Nach Auswertungen von Luftaufnahmen nach 1945, wurde vom Schweizergelände der Wirtschaftshof, Weinhaus und
das Bienenhaus beschädigt.
Nach der Wende 1993 fand sich ein Investor, der hier Rollrasen herstellen und drei Millionen D-Mark investieren
wollte. Danach wurde es stiller um das Schweizerhaus. Aus den Häusern zogen alle Mieter aus und der Zerfall der
Gebäude begann. Die Natur nimmt sich alles wieder zurück. Im Jahre 2004 beantragen die Erben von Hugo Simon
die Rückgabe, was 2007 positiv für die Erben geklärt wurde.
Der Zickenverein kümmerte sich seit 2002 um das Gelände des Schweizerhauses und schloss einen Nutzungsvertrag
mit dem Rechtsanwalt der Erben ab. Der Zickenverein bewahrte das Schweizerhaus vor weiterer Verwahrlosung
und Zerstörung. Mit den geringen Mitteln des Vereines und dem persönlichen Einsatz der Mitglieder wurde das
Gelände dementsprechend in Ordnung gehalten..
Die Kaufverhandlungen mit dem Rechtsanwalt der Erben gingen bis Ende 2010 mit dem Ergebnis, dass die Stadt das
Schweizerhausgelände mit einmal für 136.500,00 Euro kaufte.
Dann wurde dem Schweizerhausverein das Gelände des Schweizerhauses von der Stadt entsprechendem eines
Vertrages übergeben. Im Sinne von Hugo Simon soll das Schweizerhaus wieder zu einem touristischen Kleinod
entwickelt und für die Stadt Arbeitsplätze geschaffen werden.
Das Schweizerhaus entwickelte sich mit der Zeit zu einem Ausflugsziel
der Bürger der Stadt und zu einer preiswerten Herberge mit Ausschank.
Um 1881 wird der Eigentümer Weinandt genannt, welcher auch
gleichzeitig Schankwirt ist. 1885 kauf Julius Thiele, vom Beruf
Restaurateur, das Schweizerhaus und veranstaltete seit dem regelmäßig
Musikkonzerte.
Besonders gut zu sehen ist der rechte Anbau, in dem sich bis ca. 1920
ein Saal befand. Dort gab es regelmäßig Konzerte und
Tanzveranstaltungen.
Im August 1950 verpachtete die Stadt das Schweizerhaus an das VEG, das jetzt
mehrere Gewächshäuser erhielt. Die Pflege der Simonschen Anlagen mit ihren
Obstbäumen und Terrassen wurde in der ersten Zeit mit hohem Aufwand
weitergeführt. Später hatten die Gemüseproduktion, die Planerfüllung und das
Abgabesoll eine höhere Priorität.
Die Bauten wurden entsprechend den DDR-Verhältnissen gut in Stand gehalten.
Dabei konnte man nicht auf die Feinheiten der Bauten Wert legen, wie einst Hugo
Simon. Durch den VEB Gärtnerei Schweizerhaus wurden einige Bauten errichtet
und umgebaut, wie z. B. 1963 ein Stall zu zwei Wohnungseinheiten und das
Schweizerhaus zu fünf Wohnungseinheiten.