Stadtchronik Seelow
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Neulangsow   Vor über 250 Jahren wurde die Feldmark des Dorfes Langsow 1764 neu vermessen. Die Vermessung ergab, dass Langsow 762 Morgen und 137 Quadratruten mehr an Acker und Wiesen hatten als ihnen zustand. Die Langsower hatten das Land in Richtung Golzower Grenze gerodet und damit Ihr Land vergrößert. Davon sollten nun 400  Morgen für den Aufbau eines neuen Wollspinnerdorfes genommen werden. Entsprechend der Verfügung des Amt Friedrichsaue sollte " Jeder Kossät in Langsow hat 1 bis 2 Kinder als Spinner einzustellen (oder eigene Kinder), an jeden ist 9 Morgen Acker und etwas Wieswachs abzugeben. Dafür hat er Wolle gegen Bezahlung zu spinnen. Im Weigerungsfall werden Spinner angesiedelt"  Daraufhin erklärten 10 Langsower Einwohner auf Vorladungen, dass sie sich in einer Notlage befänden, die auf den letzten großen Brand zurückzuführen sein. Die Gemeinde hatte meist junge Wirte mit keinen arbeitsfähigen Kinder. Dazu seien die Dienstleistungen für das Amt so schwer, dass keine Zeit zum Spinnen blieb. Die Gemeinde bat um die Befreiung vom Bau der Spinnerhäuser, da sie nicht mal eine Entschädigung für den großen Brand erhalten hatte.  1764 wurde beschlossen für 128 Spinnerfamilien ein neues Dorf zu bauen. Für den Bau von 64 Häusern lag das Holz schon im Oktober 1765 an der Oder. Damit begann man noch in dem Jahr mit dem Bau der Häuser. Im Sommer 1766 war der Bau der 128 Häuser des Spinnerdorfes abgeschlos-sen. Bereits  Anfang 1767 lebten 107 Familien mit 405 Einwohner im neuen Spinnerdorf Langsow. Es kamen 52 Familien aus der Kurmark, 15 aus der Neumark, 2 aus Ostpreußen, weitere je 4 Familien aus Hohenstein, Magdeburg, Schleberg, 3 weitere Familien ohne Angabe, 3 Familien aus Österreich, und je eine Familie aus Schweden, Pfalz, Ungarn und Westfalen. Im Laufe der Zeit bis 1800 wurde ein Bethaus mit zwei Glocken, ein Schulhaus und eine Mühle gebaut. Das Bethaus war aber innerhalb von wenigen Jahren schon wieder baufällig und 1800 wurde mit dem Neubau einer Kirche begonnen.  Im Jahr 1778 hatte Neulangsow die erste Überschwemmung der Oder zu überstehen, eine weitere 1854, welches sich bis zum letzten Mal 1947 noch mehrmals wiederholen sollte. Im Jahr 1801 war aus dem Spinnerdorf eine Kolonie mit 58 Büdner, 10 Einlieger, 12 Maurer, 7 Zimmerleute, einem Krug, einer Windmühle, 64 Feuerstellen und mit 552 Einwohnern geworden. Zu dieser Zeit 1805 wurde aus dem alten Dorf Langsow  Alt Langsow und aus dem Spinnerdorf Neu Langsow. Bis zur Gründung des Kreises Küstrin 1816 gehörte Neulangsow zum Kreis Lebus und gehörte damit dem Kreis Küstrin bis zu dessen Auflösung 1835 an. Neulangsow entwickelte sich stetig weiter und die Einwohnerzahl erhöhte sich u.a. 1818 auf 603 Einwohner, 1840 mit 763 Einwohner und bis zum 1. Dezember 1875 wo die höchste Einwohnerzahl mit  916 ermittelt wurde. Bis 1831 siedelten sich 2 Fleischer, 2 Schuhmacher, 4 Schneider, 12 (Gehilfen bzw. Lehrlinge) Zimmerleute, 1 Tischler, 19 ( Gehilfen bzw. Lehrlinge) Maurer, 1 Schmied, 1 Windmühle, 10 Webstühle in Leinen, 3 Viktualienhändler, 1 Krug, 7 Musikanten an. Auf Grund der schlecht bzw. einfach gebauten Häuser, der feuchten Ländereien und Wiesen, wechselten in den Jahren ständig die Eigentümer der Häuser. 1835 kam Neu Langsow wieder zum Kreis Lebus und im gleichen Jahr wurde eine neues Schulhaus gebaut.  Mit dem Baubeginn der Eisenbahn Küstrin - Berlin 1854 begann die Blütezeit von Neu Langsow.  Am 28.09.1866 wurde der 1. Abschnitt Gusow – Cüstrin der  Ostbahn Übergeben und später die Bahnlinie bis nach Berlin. Der Höhepunkt in der Entwicklung der Eisenbahn  für Neulangsow war die Inbetriebnahme der Eisenbahnlinie Frankfurt nach Eberswalde und die Fertigstellung des Eisenbahnkreuzes Werbig 1877.        Die direkte Eisenbahnverbindung nach Berlin half den Handwerkern und landwirtschaftlichen Betrieben  bei Ihrer Entwicklung und ihre Produkte schneller nach Berlin zu verkaufen. So entstanden schon vor 1900 Gänsemästereien, Gänsefederfabriken und Gärtnereien mit Gemüseproduktion für Berlin. Vielen alten Neulangsower sind z.B. die Namen Wiesemann, Gericke, Ludwig, Hesse, van Spronsen oder Thelen sehr gut in Erinnerungen. 1913 waren 22 Handwerksbetriebe in der Handwerkskammer eingetragen und 1935 waren 35 Gewerbetreibende ansässig.  Bei den land- und forstwirtschaftlichen Betriebe 1939, gab es ein Betrieb mit 10-20 Hektar, 4 Betriebe mit 5-10 Hektar und  49 mit 0,5 - 5 Hektar. Damit kann man feststellen, dass sich seit der Gründung von Neu Langsow kaum Veränderungen in der Verteilung der Landwirtschaftlichen Flächen gab. Viele Handwerksbetriebe und Gewerbetreibende hatten noch immer ihre kleine Landwirtschaft, für ihren Eigenbedarf, denn vom Handwerk konnte kaum ein Handwerker aus der Region leben. 1911 wird ein Zweckverband für die Ländliche Fortbildungsschule in Neu Langsow erwähnt. Im gleichen Jahr wurde die Freiwillige Feuerwehr Neu Langsow gegründet.  Mit der Errichtung der elektrischen Überlandleitung 1914 und 1919 der oberirdischen Telegraphenlinie, kam auch hier die moderne Technik an. Das Jahr 1945 mit der letzten großen Schlacht des 2. Weltkrieges im Oderbruch, war wie bei allen umliegenden Orten ein sehr schlimmes Jahr. Der Ort wurde zu 80% zerstört, wobei die Schule nur wenige Schäden abbekommen hat und die Kirche zerstört wurde. Die Beseitigung der Kriegsschäden war noch nicht mal abgeschlossen, da folgte der nächste Schicksalsschlag mit dem Überschwemmung des Oderbruches 1947.  Bei der Bauerreform 1946 bekam Neu Langsow 60 Hektar Waldzulage von der Gemeinde Gusow, davon wurden 20 Hektar auf 6 landarme Bauern aufgeteilt, 10 Hektar Zulage an 3 Altbauern und 30 Hektar an die Gemeinde Neulangsow. Mit der Neuaufteilung der Kreise und Bildung des Kreises Seelow 1950, wurden die Gemeinden Alt Langsow und Neu Langsow, mit Annahof und Altlangsower Loose zur Gemeinde Langsow vereinigt. Wenig später 1957 wurde Langsow mit Werbig vereinigt. 1952 wurde die LPG Typ II mit 13 Mitgliedern und 49ha Landwirtschaftliche Nutzfläche gegründet. 1960 erfolgte auch die Vereinigung der LPG Langsow mit Werbig. Die Gärtnerei van Spronsen blieb bis 1958 eine private Gärtnerei, danach wurde diese in eine halbstaatliche Gärtnerei umgewandelt. 1972 wurde sie Volkseigentum VEB Gartenbau Werbig.  Nach dem altersbedingt Ausscheiden von  Adolf Thelen 1977 wurde die Gärtnerei vom VEG Gartenbau "Oderbruch" Wollup übernommen. Der Gartenbaubetrieb Werbig war unter der Leitung Willem van Spronsen und Adolf Thelen eine Vorzeigebetrieb in der DDR, der viele nationale und internationale Auszeichnungen auf Gartenausstellungen erzielte.          2004 wird an dieser Stelle die Remise gebaut. Seit dem ist die Remise ein Begegnungsstätte der Gemeinde für fast alle Veranstaltungen und Feierlichkeiten. In diesem Zusammenhang müssen der 1971 gegründete Kleintierzuchtverein D 336 Werbig-Langsow und der 2007 gegründete Seelower Kleintierzuchtverband genannt werden. Der Hähnekrähen Wettbewerb,  die Dorf- und Erntefest gehört seit Jahren zu den kulturellen Veranstaltungen in der Remise.  Im Zuge der Wende 1989 und den politischen Veränderungen wurde 1992 Werbig / Langsow mit anderen 13 Gemeinden zum Amt Seelow-Land. Im September 2003 beschließt der Landtag Brandenburgs die Zwangsfusion Werbig, Altlangsow und Neulangsow mit der Stadt Seelow. Trotz Einspruch beim Verfassungsgericht Brandenburg, wird am 25.04. 2006 die Zwangsfusion von Werbig als rechtens erklärt. In diesem Zusammenhang beantragt der Ortsbeitrat die Ernst Thälmann Straße jetzt umbenannt in die  Neu Langsower Straße in Neulangsow als Sackgasse auszuweisen, damit die Durchfahrt der Landwirtschaftlichen Fahrzeuge unterbunden wird. Die Straßenverkehrsbehörde des Kreises hatte diesen Antrag schon einmal abgelehnt, deshalb wurde der Antrag von Seelow noch einmal gestellt. Dieses Problem bestand schon einmal 1875 wo laut Beschluss der Gemeinde die Benutzung der Dorfstraße Neu Langsow für Fremde und dazu nicht Berechtigte Last Fuhrwerke verboten war, Verstöße werden mit 3 Mark Strafe geahndet. Als eines der letzten selbständigen Baumaßnahmen in der Gemeinde Werbig kann die Fertigstellung des neues Feuerwehrdepot 1997 genannt werden. Das Erdgeschoss wurde für die 24 Männer und Frauen der  freiwilligen Feuerwehr, mit einem Versammlungsraum, Toiletten und Duschen ausgebaut. Im Obergeschoss des neuen Hauses befinden sich die Räume für die Sportler vom Sportverein Preußen Werbig. 	 2013 wird der Bereich der Remise mit dem Feuerwehrdepot, dem Sportplatz um eine weiteren Attraktion erweitert mit einem Backofen. 2017 soll die 250 Jahrfeier der Gemeinde Neu Langsow festlich begangen werden, die Gemeinde lädt jetzt schon dazu herzlich in.
Infolge der guten Entwicklung von Neulangsow und der stetigen Steigerung der Einwohnerzahlen, wurde 1856 eine eigene Kirchengemeinde Neu Langsow / Alt Langsow mit eigenem Pfarrer gebildet. Bis dahin war die 1764 gegründete Kirchengemeinde Neu Langsow von der Seelower Pfarrgemeinde betreut worden. Die gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung von Vereinen begann mit der Gründung des Kriegervereins Alt Langsow / Neu Langsow 1857 und setzte sich fort mit dem Männergesangsverein "Germania" Neu Langsow  1881. Der Kleinkaliber - Schieß - Verein Neulangsow eröffnete den neuen Schießstand des Gänsemästereibesitzer Karl Wiesemann 1932, dieser befand sich unmittelbar am Gasthaus "Deutsches Haus" am Güterbahnhof Werbig.
Die Schule wurde 1974 geschlossen. Bis dahin wurden Schüler in den Klassen 1-4 unterrichtet und  ab der 5 Klasse wurden sie in den Seelower Schulen unterrichtet. Nach dem Auszug der Schule, zog  die Post, eine Dienstleistungsannahmestelle und der Rat der Gemeinde ein und es wurde ein Versammlungsraum geschaffen. Das Dachgeschoss wurde als Wohnung vermietet. Nach 1990 war in der ehemaligen Post noch eine Verkaufsstelle. Nach dem die Post bzw. die Verkaufsstelle ausgezogen war, nutze von 1993 der Behinderten Verein Seelow unter der Leitung der Vorsitzende Roswitha Fechner diese Räume. 1998 brennt der Dachstuhl der alten Schule ab und das Gebäude wird abgerissen.